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Blogparade Methoden-Pool: Im Rampenlicht

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Anke von Heyl, im Netz auch bekannt als Kulturtussi, hat auf ihrem Blog zu einer wunderbaren Blogparade aufgerufen und bittet um einen Blick ins Methodenköfferchen. Ihre Einstellung, dass Methoden keine gut gehüteten Geheimnisse sein sollten und „…, dass man jede Methode eh für sich individuell umdeutet und anpasst“ finde ich gut, reisse die Arme in die Luft mit einem Jauchzer „bin dafür!“ und nehme deshalb gerne teil. Das Institut für systemische Beratung Wiesloch, an der ich meine Weiterbildung zur systemischen Beraterin und Coach gemacht habe, lebt das genauso. Daher könnt ihr meine Lieblingsmethode bzw. mein Lieblingsmodell dort im Downloadbereich herunterladen und nachlesen. Eine Erwähnung der Quelle bei Benutzung oder Weiterverarbeitung der Inhalte ist selbstverständlich.

Zunächst: Ich liebe Methoden und Modelle! Sie geben einen strukturierenden Rahmen, reduzieren komplexe Themenstellungen so, dass man sie auch mit Lust und Freude angehen möchte, machen knifflige Situationen übersichtlich und zeigen Ansatzpunkte zur Veränderung auf. In Verbindung mit Bildern und Geschichten unterstützen sie dabei, zu reflektieren und Veränderungen mit einer gewissen Leichtigkeit und auf spielerische Weise anzugehen. In der Anwendung halte ich mich selten strikt an die Vorgaben oder Einsatzbereiche sondern variiere, verbinde, mische, wandele ab, benenne sie um … Dabei lasse ich mich von meiner Intuition leiten und agiere gerne spontan – so sehen meine gelebten Werte aus und diese Vorgehensweise steht für mich nicht im Gegensatz zu Professionalität, sondern ergänzt diese.

Meine Lieblingsmodell ist eine Metapher:

Die Theatermetapher

Die Idee ist, dass man das Bild des Theaters zur Beschreibung der eigenen Persönlichkeit, des Teams, des Projekts oder der Organisation nutzt. Die Theatermetapher dient zur bildlichen Situationsanalyse und ich setze sie in Innovations- und Veränderungsprozessen ein. Es werden jedoch keine echten Requisiten des Theaters genutzt, sondern es bleibt beim sprachlichen Gebrauch der Theaterelemente. Übersetzt auf mein Arbeitsgebiet heißt das, ich nutze die Theatermetapher:

  • bei Veränderungen im beruflichen Bereich (Wechsel vom Angestellten zum Selbstständigen)
  • bei der Entwicklung von Visionen und der Definition von Strategien
  • zur Ideengenerierung
  • zu Beginn von Projekten und bei der Zusammenstellung von Teams
  • bei Veränderungen/Anpassungen der strategischen Ausrichtung von Unternehmen und Soloselbstständigen
  • als Feedback-Methode

Meine Erfahrung mit der Methode zeigt, dass diese sowohl im individuellen Coaching wie auch in Gruppen wirksam ist.

Die Theatermetapher

Hintergrundgedanke der Metapher ist, dass es präferierte Vorgehensweisen gibt, wie wir unsere Wirklichkeit gestalten. Die Metapher geht mit der Vorstellung einher, dass wir unser Leben wie im Theater inszenieren. Wir haben eine Vorliebe für bestimmte Bühnen, für Themen, für Inszenierungsstile und für Rollen. So nehmen wir in Teams gerne immer wieder die gleichen Rollen ein. Wir haben eine Lieblingsfigur, in dessen Rolle wir uns ganz leicht versetzen können. Wir haben (z. B. in Konfliktsituation, aber auch in Projekten) bestimmte Lieblingsabläufe. Die Einen brauchen das absolute Drama, die Anderen agieren wie in Heldengeschichten, bei manchen Projekten geht es zu, wie in Krimis. Wieder andere arbeiten nur gerne und gut, wenn das Projekt wie in einer Liebesgeschichte abläuft – mit der Fragestellung „Kriegen sie sich oder (be-)kriegen sie sich nicht?“, mit Happy End und allem Drum und Dran. Manche inszenieren ihr Leben/ihre Vorhaben grundsätzlich wie in einer Komödie. Hauptsache, die Zuschauer sind gut unterhalten und der Lacher ist auf seiner Seite.

Das Stück steht im Mittelpunkt

Das Stück, das gespielt wird, kann eine Fragestellung, ein Projekt, das Produkt, das Unternehmen … u.v.m. sein. Wir neigen dazu, Dinge immer wieder in einem gleichen Muster ablaufen zu lassen. Im Projekt, im Team, in der Beziehung, mit sich selbst. Wollen wir die Art des Theaterstücks wechseln, das Thema, die Bühne, die Rollen oder die Art der Inszenierung, ändern aber die Rahmenbedingungen und Handlungsweisen nicht, kann das zu Misserfolgen und Frust führen. Daher kann die Metapher sowohl als Reflexionshilfe wie auch zur Vorausschau eingesetzt werden, mit dem Ziel, mehr Handlungsalternativen zur Verfügung zu haben und mehrere Stücke gut zu spielen.

Elemente der Theatermetapher, die beleuchtet werden:

 

Element Fragestellungen Als Feedback-Methode

Thema

Um welches Thema geht es?

Gibt es bereits Inszenierungen mit ähnlichem Thema?

 

Welches Thema wurde behandelt?

In welchen Inszenierungen kann das Thema zukünftig eine Rolle für Sie spielen?

Story

 

 

 

 

Wie wird das Thema üblicherweise ausgestaltet?

Welchen dramaturgischen Ablauf hat das Thema?

Welche Elemente, Anfangs- und Endsituationen werden gewohnheitsmäßig inszeniert?

Welchen dramaturgischen Ablauf hatte das Thema für Sie?

Was waren die Highlights mit Zwischenapplaus?

 

 

Bühne

 

 

 

 

Auf welcher Bühne ist das Thema gut platziert?

Ist die Wahl der Bühne für die Beteiligten/für das Thema geeignet?

Was erfordert die Art der Bühne?

Wie war die Art der Bühne für Sie?

Wie war die Ausgestaltung der Bühne bzw. Technik, Requisiten …?

War die Bühne für das Thema geeignet?

Rollen

 

 

 

 

 

 

 

 

Passen die Rollen zum gespielten Stück?

Sind die Rollen kompetent besetzt?

Gibt es Lieblingsrollen? Welche Vor- und Nachteile haben diese?

Welchen Mehrwert bieten die einzelnen Rollen für das Team/das Projekt?

Welche alternativen Rollen könnten spannend sein? Wie sieht es mit einem Rollentausch aus?

Welche Rolle wurde (bisher) von Ihnen eingenommen?

Möchten Sie gerne eine andere Rolle ausprobieren (beim Zwischen-Feedback oder Blitzlicht)?

Welche Rolle ist noch/blieb unbesetzt?

 

 

Inszenierungsstil

 

 

 

 

 

 

Welcher Stil ist charakteristisch bzw. wir üblicherweise eingesetzt?

Passt der Stil auf die Bühne?

Passen die Stile der Mitspieler zusammen?

Gibt es sinnvolle Varianten, die ein anderes Ergebnis erwarten lassen, als der übliche Stil?

Passte der Inszenierungsstil für Sie?

Gibt es Varianten der Inszenierung, die Ihnen das Lernen besser ermöglicht?

 

 

 

Alternativ kann der Beginn des Workshops/des Seminars/der Projektarbeit mithilfe der Theatermetapher gestaltet werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

 

Meine Lieblingsmethode: Die Scheinwerfer-Methode

Edward de Bono hat die Methode der Denkhüte erfunden. Aber Denkhüte in diesem Kontext? Bei mir heißt die Methode „Scheinwerfer-Methode“. Wir sind ja schließlich im Theater und nicht bei „A Chorus Line“!

Die Scheinwerfer sind mit unterschiedlichen Farben ausgestattet und erlauben die einzelne Ausleuchtung verschiedener Sachverhalte.

Scheinwerfer

 

 

 

Roter Scheinwerfer – Eindrücke/Gefühle

Orangener Scheinwerfer –Kritik/Nachteile

Gelber Scheinwerfer – Nutzen/Vorteile

Blauer Scheinwerfer – Prozess/Meta

Weißer Scheinwerfer – Sache/Fakten

Grüner Scheinwerfer – Ideen/Alternativen

Zu jedem Scheinwerfer gibt es Denkanstöße in Form von Fragestellungen. Diese können vorgegeben oder gemeinsam in der Runde ausgearbeitet werden. Entweder wird nun das Thema in der Gruppe mit den jeweiligen Scheinwerfern ausgeleuchtet und diskutiert. Alternativ stelle ich 12 Karten (von jeder Farbe 2 Stück) in einem Beutel bereit und lasse die Teilnehmer ziehen. Die zwei Farben-Paare bearbeiten das Thema ausschließlich aus der jeweiligen Perspektive und stellen diese im Plenum vor.

Wie die Theatermetapher eignet sich diese Methode, um sich in komplexen Situation auf einen Ausschnitt zu fokussieren und gemeinsam zu reflektieren, wie es üblicherweise läuft und wie Veränderungen angestoßen werden können. Mit der Methode werden Diskussionen versachlicht und die Kommunikation auf einzelne Elemente hin ausgerichtet. Die Scheinwerfermethode setze ich aber auch in Entscheidungsprozessen ein, um verschiedene Möglichkeiten auszuleuchten. Im Seminarverlauf ist es ebenfalls eine gute Variante für die Feedback-Runde.

Viel Spaß und Erfolg beim Umsetzen, Abwandeln, Ergänzen …!

Ich freue mich über eure Erfahrungsberichte!


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